List auf Sylt: Nördlicher wird’s nicht

Ganz im Norden von Sylt liegt List – ein Ort, der in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung erlebt hat und sich immer mehr herausputzt. Jüngstes Beispiel ist die „Neue Mitte“ mit einer Einkaufspassage und einem Hotel, die in weniger als einem Jahr hochgezogen wurde und das Potenzial hat, ein echter Besuchermagnet zu werden.

Für viele Sylturlauber, die per Fähre auf die Insel kommen, beginnen die Ferien in List. Hier macht die Fähre fest, die aus Dänemark kommt. Und hier legen viele Neuankömmlinge gleich einen „kulinarischen Boxenstopp“ ein. Gleich neben dem Hafen gibt es einen riesengroßen Parkplatz, der noch immer kostenfrei benutzt werden kann. Und auf dem es so viele Stellplätze gibt, dass man spätestens nach einer Runde fast immer eine freie Lücke findet.

Das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ ist auf der einene Seite des Parkplatzes zu finden, auf der anderen geht es Richtung „Alte Tonnenhalle“. In ihr gibt es eine Ansammlung von hübschen kleinen Geschäften, in denen man von Büchern über Süßigkeiten bis hin zu Schmuck und Antiquitäten alles bekommt, was das Urlauberherz begehrt. Und natürlich gibt es hier am Hafen auch einen „Gosch“. Dieser Name hat auf der Insel einen besonderen Klang, und man begegnet ihm in List überall, aber auch in Wenningstedt und Westerland. Jürgen Gosch, so heißt der Namensgeber der Restaurants, hat aus einer kleinen Fischbude ein wahres Imperium gemacht. „Gosch“ gibt es nicht nur auf Sylt diverse Male, sondern inzwischen in fast ganz Deutschland. Hier oben in List aber hat alles begonnen mit „Deutschlands nördlichster Fischbude“. Aus der „Bude“ ist längst ein riesiges Restaurant mit Hunderten Sitzplätzen geworden, doch die leckeren Fischbrötchen „auf die Hand“ gibt es noch immer.

Eine weitere Delikatesse, die in List „zuhause“ ist, ist die „Sylter Royal“ – eine Auster, die im Wattenmeer wächst und dort ihr besonderes Aroma bekommt. „Dittmeyers Austern Compagnie“ heißt die Firma, die die Austern züchtet und verkauft. Abnehmer sind Restaurants auf der Insel, aber auch Feinschmecker an weit entfernten Orten. Sie werden mit den fangfrisch verpackten Austern per Post versorgt.

Lists besondere Lage sorgt für weitere Superlative: „Deutschlands nördlichsten Supermarkt“ zum Beispiel. Es gibt es keine andere deutsche Gemeinde, die weiter oben im Norden liegt. Noch vor hundert Jahren lebten hier nur ein paar Dutzend Menschen. Ganz List bestand nur aus zwei Höfen. Doch dann kamen der Erste und später der Zweite Weltkrieg, und die Militärs erkannten die strategische Bedeutung der Gemeinde. Die Wehrmacht stationierte hier ihre Seenotstaffeln und baute in großer Zahl Unterkünfte für die Soldaten. Diese Bauten aus rotem Backstein prägen bis heute in Teilen von List das Straßenbild. 2007 zogen die letzten Soldaten ab, und die noch verbliebenen Immobilien gingen für Stück in private Hände über.

Im Lister Hafen ist von einer militärischen Nutzung heute praktisch nichts mehr zu sehen. In den Jahren 2002 und 2003 wurden die Anlagen umfassend saniert, um der stetig wachsenden touristischen Bedeutung gerecht zu werden. Schließlich starten von hier Tag für Tag diverse Ausflugsfahrten zum Beispiel zu den Seehundbänken oder die „Piratenfahrten“ für kleine Freibeuter.

Der Strand ist in List ein wenig weiter vom Ortskern entfernt als in anderen Sylter Gemeinden. Dafür ist er aber so schön, dass sich auch ein paar Minuten Anfahrt mit dem Auto oder dem Rad lohnen. Am Weststrand gibt es gebührenpflichtige Parkplätze, eine Strandsauna und auch verschiedene gastronomische Angebote. Selbst im Hochsommer ist es hier niemals so voll wie in Westerland oder in Teilen von Wenningstedt. Und wer es noch ein wenig ruhiger mag, der fährt einfach noch weiter in den Norden, auf den „Ellenbogen“. So heißt ein Schutzgebiet, das sich in privater Hand befindet und das bis auf wenige Häuser nur unberührte Natur bietet: Dünen, Strand und Meer, dazu herrliche Ruhe und endlos weite Blicke. Autofahrer zahlen ein paar Euro Gebühr und können sich dafür einen ganzen Tal lang am „Ellenbogen“ entspannen.

Und dann noch ein Tipp für alle, die ihr Feriendomizil nicht in List haben, sondern weiter in den Süden fahren: Bevor es aus dem Ort herausgeht, kommt auf der linken Seite die „Sylter Eismanufaktur“. Dort gibt es handgemachtes Eis, das ein besonderes Geschmackserlebnis bietet. Die Preise sind human, und mit ein wenig Glück kann man sein Eis sogar im Strandkorb auf der Sonnenterrasse genießen.