Wer an der Nordsee spazieren geht, der kommt um sie nicht herum. An jeder Buhne, auf jedem Strand in jeder Welle finden sich die blauschwarzen Köstlichkeiten, für die Sylt weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt ist. Die Rede ist von Miesmuscheln, die zwar optisch nicht so viel her machen wie die Austernschalen, die man ebenfalls auf Sylt findet, kulinarisch gesehen aber einiges auf dem Kasten haben.
Jedoch ist das vielen gar nicht bewusst. Denn während man Sylt automatisch mit Austern verbindet, fristet die Miesmuschel bisher ein eher stiefmütterliches Dasein. Vielen Syltern sei gar nicht bewusst, welch Delikatesse die bis zu acht Zentimeter große Miesmuschel ist, meint Simon Leuschel, Geschäftsführer der Sylter Muscheln GmbH. Sein Unternehmen ist eines von dreien, die eine Lizenz besitzen, im schleswig-holsteinischen Wattenmeer Muscheln zu züchten.
Die Miesmuschel lebt als einzige in Deutschland heimische Muschelart oberirdisch, sodass sie beste Dienste für das Wattenmeer leisten kann. Bis zu 1 Liter Wasser in der Stunde kann eine nur 3 cm lange Miesmuschel filtern. Damit ist die Miesmuschel eine wichtige „Kläranlage“ für das Wattenmeer. Selbstredend lieben auch die Meeresvögel das leckere Weichtier und nicht zuletzt entdecken immer mehr Menschen, wie delikat eine Miesmuschel schmecken kann. Und das ganz gefahrlos, denn TTX, ein Gift, das auch im Kugelfisch vorkommt und bisweilen auch Miesmuscheln befällt, gibt es im Wattenmeer nicht.
Die Sylter Muscheln GmbH bewirtschaftet etwa 800 Hektar Meeresoberfläche, um dort Muschelkulturen zu züchten, die am schnellsten erreichbare liegt nur rund 100 Meter vor dem Hörnumer Hafen. Hier kann man die leckeren Muscheln auch für den Verzehr zu Hause kaufen oder gleich vor Ort im Restaurant genießen. Gekocht, gebraten oder gebacken – die Sylter Miesmuschel schmeckt. Hat die Fangsaison einmal begonnen, kehren die Fischer mehrmals täglich mit ca. 60 Tonnen Miesmuscheln in den Hafen zurück. Die Bedingungen vor der Sylter Küste sind wohl die besten, die sich eine Muschel zum Wachsen wünschen kann.
Nährstoffreiches Wasser und viel Sonne lassen die Miesmuscheln besonders groß werden und sorgen dafür, dass die Leckerchen einen Fleischanteil von bis zu 30 Prozent haben. Bei ihrem Anbau und der anschließenden Ernst achten die Fischer auf Nachhaltigkeit. Zwar wären Hängekulturen noch ertragreicher, doch die Bodenkulturen hätten einfach eine bessere Qualität. Und die ist so gut, dass die Sylter Miesmuscheln als erste Bodenkultur-Muscheln in Deutschland zusätzlich zu dem MSC-Siegel auch das Bio-Zertifikat erhalten haben.
Übrigens: Die alte Regel, dass man Muscheln nur in Monaten mit „R“ essen soll, ist ein Mythos. Dieser stammt noch aus Zeiten, als man keine Möglichkeit hatte, die Miesmuscheln ausreichend zu kühlen, um sie ess- und haltbar zu machen. Heute ist das freilich anders, sodass man die Sylter Miesmuscheln auch in den Monaten Mai bis August gefahrlos genießen kann. Zudem locken in den Sommermonaten die größten Muschel-Exemplare. Darüber hinaus gelten Muscheln als das Muscheln seien am besten untersuchte Lebensmittel. Die Muschel werden nämlich vor der Ernte, nach dem Fischen und bevor sie auf den Markt gehen, genauestens untersucht.
Kenner lieben die Sylter Miesmuschel vor allem wegen ihres einzigartigen Geschmacks und den besonders zarten Fleisches. Viele Fans sitzen auch im Nachbarland Belgien, in das während der Muschel-Hochsaison täglich zehn bis zwölf Lkw-Ladungen exportiert werden.
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