Wie komme ich eigentlich nach Sylt?

Wie komme ich eigentlich nach Sylt?

Viele Wege führen nach Sylt, denn das Eiland mitten in der Nordsee ist keinesfalls „weit ab vom Schuss“. Obgleich Deutschlands nördlichste Insel, kann man Sylt recht bequem und vor allem vielfältig erreichen.

Luftige Höhen

Dabei kommt es eigentlich nur darauf an, was man am liebsten mag: Grauen Asphalt, Wind und Wellen oder luftige Höhen. In selbige muss man sich begeben, wenn man seinen Urlaub auf Sylt per Flugzeug starten möchte. Seit vielen Jahren werden regelmäßige Flüge nach Sylt angeboten. Zum Beispiel Eurowings und Lufthansa starten regelmäßig zu einem Flug auf die Insel. Gerade für Gäste, die aus dem süddeutschen Raum kommen, kann dies eine echte Alternative zur doch recht langen Autofahrt in den Norden sein. „Abheben“ kann man an folgenden Flughäfen:

  • Wien
  • Salzburg
  • München
  • Bern
  • Basel
  • Zürich
  • Stuttgart
  • Mannheim
  • Frankfurt
  • Köln / Bonn
  • Düsseldorf
  • Hamburg

Fahren und gefahren werden

Die meisten Urlauber bevorzugen allerdings eine Kombination aus Autofahrt und einem kleinen Abenteuer. Denn das letzte Stückchen auf die Insel Sylt legt man entweder per Fähre oder per Autozug zurück. Möchte man mit dem Autozug auf die Insel kommen, steuert man als Zwischenziel Niebüll an. Dort befindet sich das Terminal des Sylt Shuttles der Deutschen Bahn und seit letztem Jahr auch das des blauen Autozuges. Ein Ticket muss man hier vorab nicht buchen, man zieht sich einfach eine Fahrkarte, sobald man angekommen ist. Tipp: Nehmen Sie doch das „Syltschützer-Ticket“ – dabei fließt ein Teil des Kartenpreises in den Küstenschutz.

Anschließend reiht man sich in eine der wartenden Schlangen ein und lässt sich von den freundlichen Mitarbeitern auf den Zug lotsen. Während der blaue Autozug generell nur einstöckig unterwegs ist, bietet der Sylt Shuttle zwei Ebenen. Selbstredend hat man von oben einen besseren Ausblick auf die Nordsee und die Dörfer, durch die der Zug 45 Minuten lang über den Hindenburgdamm fährt. Doch nach oben kommt nur, wessen Wagen für die untere Etage schlichtweg zu hoch ist. Heißt, SUV-Fahrer, Autos mit Rädern auf dem Dach oder eine Dachbox bekommen einen Platz auf dem Oberdeck. Übrigens, hat man einen der Züge verpasst, ist das eigentlich kein Problem, denn diese fahren in regelmäßigen Abständen und die Tickets sind nicht an einen Zug gebunden.

Stilecht nach Sylt

Wer die Nordsee schon bei seiner Anreise intensiv genießen möchte, dem sei die Überfahrt mit der Fähre empfohlen. Diese fährt ab der dänischen Insel Rømø in regelmäßigen Abständen bis zum Hafen in List. Tickets kann man hier schon vorab online buchen, diese sind dann allerdings an eine bestimmte Abfahrtszeit gekoppelt, sodass man mit ein wenig zeitlichem „Puffer“ anreisen sollte, um die Fähre nicht zu verpassen. Gerade in der Hauptsaison lohnt es sich, sein Ticket frühzeitig zu buchen, um später nicht auf seine Fährfahrt verzichten zu müssen. Natürlich ist auch die Insel Rømø ein hübsches Fleckchen, das es sich lohnt, näher anzuschauen. So kann in diesem Falle ebenso wie bei der Anreise mit dem Zug ein Tag „Luft“ zwischen Ankunft und Überfahrt lohnenswert sein. In aller Ruhe Rømøs Strände und Dörfer besichtigen und am nächsten Tag nicht Gefahr laufen, die Fähre zu verpassen – wieso eigentlich nicht?

Landschaft genießen

Auch für die, die im Urlaub auf das Auto verzichten, gibt es neben dem Flug eine andere Möglichkeit, nach Sylt zu kommen. Die Deutsche Bahn bietet ab zahlreichen Bahnhöfen in ganz Deutschland Verbindungen Richtung Sylt an. Umgestiegen wird in der Regel in Hamburg Altona, von wo aus man mit der NOB (Nord-Ostsee-Bahn) weiter nach Sylt fährt. Es empfiehlt sich übrigens, bis Altona einen Sitzplatz zu buchen – dann kann man die Fahrt mit der Bahn auch wirklich genießen.

Lebendige Vielfalt am Watt

Lebendige Vielfalt am Watt

Sylt und seine Tierwelt – faszinierend, abwechslungsreich und atemberaubend schön. Unzählige zwei- und vierbeinige oder gar nur mit Flossen ausgestattete Tiere nennen die See vor und rund um Sylt ihre Heimat. Gott sei Dank möchte man bei manchen sagen, denn einige von ihnen galten bereits als so gut wie ausgestorben.

Schlecht sah es zwischenzeitlich zum Beispiel für die Kegelrobbe aus. Sie kam kaum noch in der Nordsee vor. Nun haben sich die Bestände erholt und es gibt immer mehr von ihnen – vor allem in der Nähe von Amrum, Juist und Helgoland. Kein Wunder also, dass man die flinken Schwimmkünstler auch von den Sylter Stränden aus oft sehen kann. Schließlich ist die Insel nur einen Katzensprung entfernt.

Das größte Raubtier der Nordsee

Warum die Kegelrobben ihren Namen tragen, sieht man auf den ersten Blick. Denn anders als die artverwandten Seehunde haben Kegelrobben einen kegelförmigen Kopf mit langgezogener Schnauze. Vor allem bei den Männchen, die zudem ein dunkles Fell mit hellen Flecken tragen, ist die Kopfform stark ausgeprägt. Weibchen erkennt man auch an ihrem oftmals deutlich helleren Fell mit dunklen Flecken. Eltern werden die Kegelrobben in der eigentlich ungünstigsten Jahreszeit, die sie sich aussuchen konnten. Im Winter bringen die Tiere auf Sandbänken und am Strand ihre Jungen zur Welt. Doch die Kleinen sind von Geburt an gut gegen die Kälte geschützt. Sie kommen mit einem hellen, weichen und dicken Fell auf die Welt, unter dem eine dicke und wärmende Speckschicht sitzt. Zudem haben die Jungen einen gesunden Appetit und nuckeln sich Dank Mamas fetthaltiger Milch pro Tag rund ein bis zwei Kilo an Gewicht an.

Eine Kegelrobbe hat es auf Sylt zu echter Berühmtheit gebracht. „Willi“ taucht seit Jahren regelmäßig im Hörnumer Hafenbecken auf und wartet darauf, dass ihn Touristen und Einheimische mit leckerem Hering füttern. „Ihn“ ist jedoch eigentlich nicht ganz richtig, denn Willi ist eine Kegelrobben-Dame, wahrscheinlich sogar schon die Tochter der ersten Willi, die ebenfalls den geschlechtsunpassenden Namen trug. Neugierig und wenig scheu steckt Willi im Hafenbecken den Kopf aus dem Wasser und kommt recht nah an die Menschen heran. Bei einem Fischhändler am Hafen kann man sogar extra Fische für Willi kaufen. Allerdings muss man schon ein wenig Glück haben, damit man der Kegelrobben-Dame auch begegnet, denn meistens ist die auf Fischfang im größten Aquarium Deutschlands …

Niedliche Jäger

Artverwandt mit den Kegelrobben ist das zweite größte Raubtier Deutschlands, und es gehört zur Nordsee wie die Currywurst zur Pommes. Seehunde zieren nicht umsonst viele maritime Souvenirs und sind als Kuscheltiere bei Kindern extrem beliebt. Auf den Sandbänken kann man die Tiere eigentlich immer finden. Hier liegen sie auf den ersten Blick faul und träge in der Sonne und sammeln Kraft für ihren nächsten Raubzug. Zudem bringen die Tiere hier zwischen Mai und September ihre Jungen zur Welt und wechseln ihr Fell. Die kleinen Seehunde, auch Heuler genannt, sind um einiges selbstständiger als kleine Kegelrobben. Sie werden mit einem den erwachsenen Tieren sehr ähnlichen Fell geboren und folgen der Mutter bereits bei der ersten Flut nach ihrer Geburt ins Wasser.
Futter für die kleinen Seehunde gibt es nur bei Ebbe, wenn man sich wieder auf den Sandbänken sammelt. Nur vier bis sechs Wochen säugen die Mütter ihre Jungen, sodass die Jungtiere sich extrem schnell ein gutes Gewicht anfuttern müssen. So hat ein kleiner Seehund sein Gewicht nach der Säugephase bereits verdreifacht, und das ist auch gut so. Schließlich braucht auch er die schützende Fettschicht, um in der kühlen Nordsee zu überleben. Im Gegensatz zur Kegelrobbe lernt der kleine Seehund noch während der Säugeperiode, wie man sich in der Nordsee sein Essen organisiert. Dank dieses frühen Trainings ist der Seehund einer der besten Räuber im Meer, der sogar bestens bei Nacht jagen kann. Dann ertasten die Seehunde mittels ihrer langen Barthaare die Verwirbelungen, die Fische im Wasser verursachen und schlägt blitzschnell zu.

Einmal ausgewachsen kann ein Seehund etwa 1,80 m lang, über 100 kg schwer und rund 40 Jahre alt werden. Viele der Tiere erreichen dieses Alter jedoch nicht einmal annähernd, und die Schuld trägt leider der Mensch. Fühlt sich eine Seehund-Mutter gestört oder bedroht, flieht sie und lässt das Jungtier dabei oft zurück. So bekommen die Kleinen nicht genug Futter und verenden an Unterernährung.

Findet man am Strand ein allein gelassenes Seehundbaby, sollte man mit Ruhe und Bedacht handeln. Auf keinen Fall darf man das Junge anfassen oder sich ihm zu sehr nähern. Bisweilen hat die Mutter es nämlich nur während der Jagd „abgelegt“ und holt das Jungtier später wieder ab. Sind zu viele Störfaktoren vorhanden, tut sie dies nicht. Ist man sich sicher, dass die Mutter nicht auftaucht oder dass das Junge verletzt ist, heißt es immer noch: Abstand wahren. Seehundjäger, deren Name Schlimmeres vermuten lässt als dahinter steckt, sind die Experten, wenn es um verlassene Jungtiere geht. Auf Sylt kann man sich zum Beispiel an das Zentrum Naturgewalten wenden, welches enge Kontakte zu den Fachleuten pflegt. Diese kommen dann so schnell wie möglich an den Strand und verschaffen sich einen Überblick. Ist das Tier verletzt, fangen sie es schnell und fachkundig ein und bringen es schließlich in die Aufzuchtstation nach Friedrichskoog, wo der kleine Seehund wieder aufgepäppelt wird. Ist er kräftig genug, entlässt man ihn wieder in seinen natürlichen Lebensraum, die Nordsee.

„Gib das wieder her, das ist meins!“ – Schreie, wie man sie an den Sylter Stränden und auf den Promenaden immer wieder hört. Der Grund ist zumeist grau-weiß, hat einen gelben Schnabel mit einem roten Punkt und ist wirklich dreist und blitzschnell. Möwen sind auf Sylt wie überall an der Nordsee allgegenwärtig und leider sehr schlau.

Schnell haben die Vögel gelernt, in welchen Tüten sich die leckeren Sachen verbergen und können sogar Rücksäcke und Taschen öffnen, die man beim Bad in der Nordsee im Strandkorb zurückgelassen hat. Hinterrücks greifen sie auch aus der Luft an – so hat schon so manches Fischbrötchen einen anderen Konsumenten gefunden als ursprünglich gedacht. Kein Wunder, dass es auf Sylt strengstens verboten ist, Möwen zu füttern. Und mal ganz ehrlich: Das schaffen die flinken Räuber auch wunderbar allein.

Doch Möwen gehören irgendwie ja auch dazu. So richtig nach Nordsee fühlt es sich eben erst an, wenn man die Schreie der Möwen im Ohr hat und die Tiere dabei bewundert, wie sie quasi schwerelos über die See und auf dem Wind gleiten. Af Sylt gibt es viele Arten von Möwen, so zum Beispiel die Dreizehenmöwe oder die Schwalbenmöwe. Neben ihnen haben noch rund 240 andere Vogelarten Sylt zu ihrer Heimstatt oder ihrer Heimat auf Zeit erklärt. Die Bedingungen könnten besser auch nicht sein: Wiesen, Seen, Feldern, Heide sowie Strände und Düne bieten den Tieren einen vielseitigen Lebensraum mit allerlei Versteckmöglichkeiten, in denen es sich prima leben lässt und der ebenso eine geschützte Aufzucht der Jungen garantiert. Auch das Nahrungsangebot ist reichhaltig – mal ganz von den Fischbrötchen, den Pommes und dem Eis abgesehen.

Beeindruckende Schwärme

Zwei Mal im Jahr kommen abertausende Zugvögel hinzu, die auf Sylt Pause von der langen Reise machen. In riesigen Schwärmen rasten die Vögel – zum Beispiel Ringelgänse – dann in Sylter Salzwiesen und bieten eine eindrucksvolle Kulisse. Vogelbeobachter und -kundler sind hier also bestens aufgehoben. Gut zu beobachten sind Vögel übrigens auch rund zum das geschützt liegende Rantumbecken. Rast machen auf Sylt auch Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfen und Knutts. Bisweilen kommen auch Hochseevögel wie Alke, Basstölpel und Dreizehenmöwen auf die Insel, vor allem dann, wenn über dem Meer die heftigen Herbststürme toben.

Wer sich eingehend über die Sylter Tierwelt informieren möchte, dem sei ein Besuch der Arche Wattenmeer in Hörnum, des Aquarium Sylt in Westerland oder des Zentrums Naturgewalten in List wärmstens empfohlen.

Inselgeschichten: Die Friesenkapelle in Wenningstedt

Inselgeschichten: Die Friesenkapelle in Wenningstedt

In Wenningstedt lockt natürlich wie auf ganz Sylt in erster Linie die tosende Nordsee. Doch auch ein wenig abseits von Strand und Wellen gibt es hier einiges zu entdecken. Direkt hinter dem idyllischen Dorfteich liegt die alte Friesenkapelle, und die hat eine bewegte Geschichte.

Bezeichnet wird die Friesenkapelle auch als „die Kirche der Norddörfer“, wobei diese Begrifflichkeit wahrscheinlich noch aus den Zeiten stammt, in denen List noch zu Dänemark gehört, womit Wennigstedt, Braderup und Kampen die nördlichsten Dörfer im ganz Deutschland waren.1914 wurde der Grundstein für de Friesenkapelle gelegt, womit sie zu den jüngeren Kirchen zählt, denn viele ihrer „Artgenossen“ haben ein paar Jahrhunderte mehr auf dem Buckel.

Wenn man den Kirchenführer der Gemeinde studiert fällt auf, dass es eventuell schon im ursprünglichen „Winningstädt“ eine Kapelle gegeben haben könnte. Doch verschwand „Winningstädt“ während der großen Sturmfluten des 14. Jahrhunderts und mit ihm eben auch eine eventuell existierende Kapelle.

Geburtsstunde der Friesenkapelle

Ihre Geburtsstunde verdankt die Friesenkapelle den aufblühenden Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert. Mit den ersten Sommergästen kamen auch die ersten Kirchgänger auf die Insel, und die wollten eben auch im Urlaub nicht auf ihren sonntäglichen Gottesdienst verzichten. Doch bis zur Kirche in Keitum war es ein langer Weg, sodass eine andere Lösung her musste. Zunächst gab es „Wohnzimmer-Gottesdienste“ mit dem Keitumer Pastor Riewert. Als die Gästezahlen das Fassungsvermögen der Wohnzimmer überstieg, verlegte man die Messen in den Saal des „Friesenhofs“. Damit war aber vor allem der Wirt Sperle nicht allzu glücklich. Er mahnte an, dass die Kirchgänger die zahlungswillige Kundschaft fernhielten und forderte eine andere Lösung für das Kirchenproblem. 1902 wurden schließlich Teile der Heide zur Bebauung freigegeben, und der Keitumer Kirchenvorstand erwarb in diesem Zusammenhang die Parzelle 445, heute „Kapellenplatz“, nahe dem Hauptstrand.

Allerdings sah sich der Kirchenvorstand in Keitum nicht gezwungen, eine Kirche in Wenningstedt zu bauen. Zu verdanken haben die Wennigstedter ihre Kirche schlussendlich eigentlich Wirt Sperle. Dieser vermeldete irgendwann, er werde seinen Saal nur noch ein einziges Jahr für die Gottesdienste zur Verfügung stellen, und so musste gezwungenermaßen eine Kirche her. Durch fehlende Finanzspritzen aus Westerland wurde die Kirche dann jedoch nicht auf Parzelle 445, sondern an ihrem heutigen Standort errichtet. Das Gelände stiftete damals die Familie Teunis. Am 20. Juni 1915 konnte die Kapelle nach weniger als einem Jahr Bauzeit eingeweiht werden. Eine Kapelle ist es übrigens am Ende vor allem deshalb geworden, weil der Kirchenvorstand weiterhin Konkurrenz für Keitum fürchtete, sodass es auf keinen Fall eine zweite Hauptkirche geben sollte. Zudem bekamen die Wenningstedter keinen eigenen Pastor – die beiden Keitumer Pastoren mussten Saison-Gottesdienste übernehmen.

Etwa 30 Jahre lang wurden vor allem in den Sommermonaten Gottesdienste in der Kapelle gefeiert. Das änderte sich, als nach dem Zweiten Weltkrieg viele Flüchtlinge nach Sylt kamen und man die Gottesdienste jeden Sonntag stattfinden ließ. 1948 bekam die Kapelle endlich einen eigenen Pastor, und seit 1991 agiert die Gemeinde Norddorf selbstständig.

Betritt man den roten Backsteinbau, sollte man seinen Blick schnell nach oben richten. Denn dort ist die Halbtonnendecke zu erblicken, die über und über mit biblischen Symbolen und Bildern nach Art des Bauernmalerei-Stils verziert ist. Damit sich die Sylter in der Kapelle wie in „Gottes Wohnzimmer“ fühlen konnten, wurden wunderschöne Delfter Kacheln verarbeitet – damals wie heute eine kostspielige Angelegenheit. Und ein wenig Friesisch kann man hier auch noch lernen, schließlich ist auf einem Schriftband das Vaterunser in als Reimfassung in Sölring (Sylterfriesisch) zu lesen:

„Üüs Hemels Faarer, let Din Noom bi üüs uur helig.

Tö üüs let kum Din Rik, Din Wel let üüs dö welig,

Skenk üüs üüs daagliches Bruar, ferüv üüs al üüs Sen,

Ek ön Fersjuk üüs föör, help to en sselig Jen.“

Direkt vor der Friesenkapelle steht außerdem eine 2,20 m große Skulptur der Bildhauerin Christel Lechner. Das Werk trägt den Titel „Blick nach Sorquitten“ und soll auf die langjährige Freundschaft zwischen der Norddörfer Kirchengemeinde und der polnischen Partnergemeinde in Sorquitten hinweisen, in der eine ähnliche Fischer-Skulptur („Blick nach Sylt“) zu finden ist.

Die kleine Friesenkapelle hält also mehr an Geschichten und Besonderheiten bereit, als man zunächst vermuten sollte und ist immer einen Besuch wert.

Kaffee und Kuchen mit Kultstatus

Kaffee und Kuchen mit Kultstatus

In ihr kann man sich herrlich verlieren. Fast wirkt es als sei man in eine andere Realität gefallen, und egal wie oft man herkommt, man wird immer wieder Ecken finden, von denen man meint, sie seien das letzte Mal sicherlich noch nicht da gewesen.

Die „Kupferkanne“ am Kampener Watt, der teuersten Wohngegend auf Sylt, ist eine Nummer für sich und auch eine ganz eigene Welt. Wer nun Angst hat, die exklusive Lage des Cafés bestimme auch die Preise, der kann beruhigt sein. Schließlich kamen die Reichen erst weit nach dem Bunker, in dem sich Kupferkanne befindet, und so sind auch die Preise moderat: 3 bis 4 Euro zahlt man für ein riesiges Stück Kuchen, das auch locker für Zwei reicht, rund 3,50 Euro für einen Pott Kaffee.

Ein Ort mit Geschichte

Doch beginnen wir vorn. In ihrem ersten Leben war die Kupferkanne ein Flakbunker, der vor allem im Zweiten Weltkrieg genutzt wurde. Später strandeten immer wieder Kriegsflüchtlinge auf der Insel, und die mussten schließlich irgendwo wohnen. Warum sie also nicht in den alten Bunkern unterbringen? So erging es auch dem Bildhauer Günter Rieck, der acht Tage vor Kriegsende als ein Oberleutnant der Kriegsmarine im Hafen von Hörnum ankam. Nach der Kapitulation wies man ihm einen halb in der Erde vergrabenen Flakbunker in Kampen zu, der ganz in der Nähe der Hünengräber lag.

Günter Rieck wusste anzupacken. Er schnappte sich Werkzeug und grub sich zunächst einmal ein Schlafzimmer in die Erde. Dann sorgte er für Licht im Bunker und meißelte Fenster in die Wände. Hier richtete er sich auch ein Atelier ein und machte wieder das, was er eigentlich immer tun wollte: er schuf Kunst. Seine ersten Kunstwerke auf Sylt waren Vasen, die er mit dem herstellte, was es hier massenweise gibt, Wattschlick. Auch andere Künstler jeglicher Genres ließen sich in Kampen nieder, sodass dieses bald zum Künstlerdorf avancierte. Auch die Kupferkanne wurde 1950 ein Künstlerlokal und bekam zu dieser Gelegenheit auch ihren Namen. Das Innere des alten Flakbunkers baute man über die Jahre immer weiter aus, wobei die eigenwillige Architektur des Bunkers die Baupläne vorgab.

Kaffee und Kuchen mit Aussicht

So findet man sich heute in einem Café wieder, in dem kleine bisweilen geschwungene Stufen in den nächsten Raum führen, in den kleinsten Nischen gemütliche Sitzecken sind und kein Raum dem anderen gleicht. Die Kellner, die mit den kiloschwer beladenen Tabletts hier den Überblick behalten, sind nur zu bewundern.

Schön sitzt man auch im weitläufigen Garten der Kupferkanne. Von hier kann man den Blick Richtung Heide und Wattenmeer schweifen lassen und sich an den riesigen Kiefern erfreuen, die einst noch von Günter Rieck gepflanzt wurden, als er den Garten gestaltete. Und so genießt man in der Kupferkanne einen gelungenen Mix aus viel Kunst, Tradition und Köstlichkeiten wie dem selbst gerösteten Kaffee oder dem legendär leckeren Kuchen.

Schön ist es hier wirklich zu jeder Jahreszeit. Wer mag, der kann einen Besuch in diesem wirklich einzigartigen Café auch mit einem schönen Spaziergang durch die Heide kombinieren. Gerade im Frühjahr und Herbst ist das eine ganz besondere Freude, denn dann kann man als Zugabe noch die riesigen Zugvogel-Schwärme bewundern, die in den Salzwiesen rasten.

Das standhafte Sylter Wahrzeichen

Das standhafte Sylter Wahrzeichen

Schon von Weitem ist er das Erste, was man von Sylts südlichster Gemeinde Hörnum am Horizont sieht: der Leuchtturm hinter den Dünen. Rot-Weiß gestreift ist er und wie viele andere seiner Art für die meisten Urlauber der Inbegriff von Nordsee und Strandleben.

Ein Turm mit „Geschwistern“

Etwa 34 Meter ist der 113 Jahre alte Hörnumer Leuchtturm hoch, sein Fundament befindet sich auf einer 16 Meter hohen Düne ruht, sodass man von einer Gesamthöhe von 48 Metern über dem Meeresspiegel sprechen darf. Ursprünglich wurde der Turm gemeinsam mit ähnlichen Türmen in Westhever und Pellworm zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut, um die Schifffahrt an Schleswig-Holsteins Westküste sicherer zu machen. Dafür berappte die Regierung dereinst eine Summe von 1,3 Millionen. Um den Hörnumer Leuchtturm zu errichten, mussten mehrere hundert einzelne Eisenplatten von jeweils 80 mal 90 Zentimetern in der Isselburger Eisenhütte gegossen, auf die Insel transportiert und dann vor Ort angebracht werden. So kamen am Ende rund 600 Platten zusammen, die das Gewicht des Turmes auf 92 Tonnen treiben.

Seit 1976 „in Rente“

Viele Jahre sicherte der Hörnumer Leuchtturm die Schifffahrt vor der Küste, bis 1974 das ganze System ferngesteuert und modernisiert wurde, sodass man ab 1976 keinen Leuchtturmwärter mehr benötigte. Übrigens war der Leuchtturm auch einmal eine Bildungseinrichtung: Zwischen 1914 und 1933 befand sich hier die nachweislich kleinste Schule Deutschlands. Das Klassenzimmer kann man heute noch im Rahmen einer Führung besichtigen. Heute ist der Leuchtturm nicht nur Museum, sondern hat auch noch eine aktive Aufgabe – er ist eine Zweigstelle des Sylter Standesamtes, in dem Brautpaare zwischen April und Oktober heiraten können. Der Leuchtturm in Hörnum ist überhaupt der einzige seiner Art auf Sylt, den man besichtigen kann. Wer das machen möchte, der sollte jedoch vorab einen Termin buchen, denn hier ist immer eine Menge los und die Führungen sind beliebt.