In ihr kann man sich herrlich verlieren. Fast wirkt es als sei man in eine andere Realität gefallen, und egal wie oft man herkommt, man wird immer wieder Ecken finden, von denen man meint, sie seien das letzte Mal sicherlich noch nicht da gewesen.

Die „Kupferkanne“ am Kampener Watt, der teuersten Wohngegend auf Sylt, ist eine Nummer für sich und auch eine ganz eigene Welt. Wer nun Angst hat, die exklusive Lage des Cafés bestimme auch die Preise, der kann beruhigt sein. Schließlich kamen die Reichen erst weit nach dem Bunker, in dem sich Kupferkanne befindet, und so sind auch die Preise moderat: 3 bis 4 Euro zahlt man für ein riesiges Stück Kuchen, das auch locker für Zwei reicht, rund 3,50 Euro für einen Pott Kaffee.

Ein Ort mit Geschichte

Doch beginnen wir vorn. In ihrem ersten Leben war die Kupferkanne ein Flakbunker, der vor allem im Zweiten Weltkrieg genutzt wurde. Später strandeten immer wieder Kriegsflüchtlinge auf der Insel, und die mussten schließlich irgendwo wohnen. Warum sie also nicht in den alten Bunkern unterbringen? So erging es auch dem Bildhauer Günter Rieck, der acht Tage vor Kriegsende als ein Oberleutnant der Kriegsmarine im Hafen von Hörnum ankam. Nach der Kapitulation wies man ihm einen halb in der Erde vergrabenen Flakbunker in Kampen zu, der ganz in der Nähe der Hünengräber lag.

Günter Rieck wusste anzupacken. Er schnappte sich Werkzeug und grub sich zunächst einmal ein Schlafzimmer in die Erde. Dann sorgte er für Licht im Bunker und meißelte Fenster in die Wände. Hier richtete er sich auch ein Atelier ein und machte wieder das, was er eigentlich immer tun wollte: er schuf Kunst. Seine ersten Kunstwerke auf Sylt waren Vasen, die er mit dem herstellte, was es hier massenweise gibt, Wattschlick. Auch andere Künstler jeglicher Genres ließen sich in Kampen nieder, sodass dieses bald zum Künstlerdorf avancierte. Auch die Kupferkanne wurde 1950 ein Künstlerlokal und bekam zu dieser Gelegenheit auch ihren Namen. Das Innere des alten Flakbunkers baute man über die Jahre immer weiter aus, wobei die eigenwillige Architektur des Bunkers die Baupläne vorgab.

Kaffee und Kuchen mit Aussicht

So findet man sich heute in einem Café wieder, in dem kleine bisweilen geschwungene Stufen in den nächsten Raum führen, in den kleinsten Nischen gemütliche Sitzecken sind und kein Raum dem anderen gleicht. Die Kellner, die mit den kiloschwer beladenen Tabletts hier den Überblick behalten, sind nur zu bewundern.

Schön sitzt man auch im weitläufigen Garten der Kupferkanne. Von hier kann man den Blick Richtung Heide und Wattenmeer schweifen lassen und sich an den riesigen Kiefern erfreuen, die einst noch von Günter Rieck gepflanzt wurden, als er den Garten gestaltete. Und so genießt man in der Kupferkanne einen gelungenen Mix aus viel Kunst, Tradition und Köstlichkeiten wie dem selbst gerösteten Kaffee oder dem legendär leckeren Kuchen.

Schön ist es hier wirklich zu jeder Jahreszeit. Wer mag, der kann einen Besuch in diesem wirklich einzigartigen Café auch mit einem schönen Spaziergang durch die Heide kombinieren. Gerade im Frühjahr und Herbst ist das eine ganz besondere Freude, denn dann kann man als Zugabe noch die riesigen Zugvogel-Schwärme bewundern, die in den Salzwiesen rasten.