Schicke und traditionelle Dächer

Schicke und traditionelle Dächer

Wer auf Sylt ein Haus sucht, der sucht auch gleichzeitig nach einem ganz bestimmten Erscheinungsbild. Putzig in die Dünen geduckte Reetdachhäuser verbinden wohl die meisten Menschen mit der Nordseeinsel Sylt. Und tatsächlich findet man hier wie auch in vielen anderen Teilen Nordfriesland zahlreiche historische und neue Bauten, die sich mit einem Dach aus Reet schmücken.

Reet ist das an Ufern oder auf sumpfigem Gelände wachsende Schilfrohr, das bereits seit Jahrhunderten zum Decken von Dächern verwendet wird. Die Reetdachdeckerei gilt als eine der ältesten Handwerkstechniken beim Hausbau. 2014 reichte das Land Mecklenburg-Vorpommern das Handwerk der Reetdachdeckerei sogar als immaterielles Kulturerbe bei der UNSECO ein, die dem Wunsch des Landes nachkam. Daneben sind Häuser mit Reet aber vor allem eines: Schön anzusehen. Reet steht wie kaum ein anderes Material für Gemütlichkeit und nordfriesischen Charme. Besonders in den Frühjahrs- und Sommermonaten, wenn in den Gärten die Stauden und Blumen blühen, sind die trutzigen Reetdachhäuser ein echter Augenschmaus.

Reet als Vorgabe

Auf Sylt findet man selbstredend einige der schicken Reetdachhäuser, egal ob Neubau oder historisches Gebäude. Bekannt für ihre Reetdachbauten sind vor allem Keitum, Rantum und Kampen. In Kampen findet man vor allem zahlreiche frisch gebaute oder erst einige Jahre alte Objekte, die in vielen Fällen als Ferienhaus dienen. Besonders empfiehlt sich hier ein Spaziergang an der Ostseite des Ortes, da, wo das Watt zu Hause ist. Hinter der Kupferkanne einmal links abgebogen und schon befindet man sich auf einem wunderschönen Rundweg entlang des Wattenmeers, bei dem man später in die Siedlungen einbiegt. Und hier stehen sie dann, die schicken alten und vor allem neuen Reetdachhäuser. Sogar Axel Springer hat sich einst hier ein Haus gigantischen Ausmaßes errichten lassen, welches auch heute noch von den aktuellen Eigentümern als Feriendomizil genutzt wird. In eben dieser Siedlung ist auch der „Hoboken Weg“ zu finden, eine der teuersten Adressen auf der Insel und vielleicht in ganz Deutschland. Egal, wie teuer die Häuser am Ende sind und wer sich sich leisten kann – schön anzuschauen sind die Villen und Anwesen allemal. Übrigens: Wer in Kampen neu baut oder ein altes Haus saniert, der muss sogar mit Reet decken. Das sieht die Bauordnung so vor.

Schmuckstücke in Keitum

Eher historisch präsentiert sich das Kapitänsdorf Keitum. Bis Westerland zum Seebad erklärt wurde, war Keitum der Hauptort der Insel und das Zuhause reicher Kapitäne, die ihr Vermögen mit dem Walfang gemacht hatten. Von diesem Reichtum zeugen auch heute noch die vielen bisweilen denkmalgeschützten Häuser in den vielen kleinen Straßen und Gassen, die sich durch Keitum schlängeln. Einige der Häuser stammen noch aus dem 17. Jahrhundert, gut zu erkennen an den Baujahren, die stets über dem Türbogen angebracht sind. Wie aus der Zeit gefallen wirken die Häuser mit ihren niedrigen Decken, charmant abgewetzten Backsteinen und Klinkern und den alten Holzfenstern. Schnell gerät man ins Träumen und es entsteht der brennende Wunsch, einmal in ein solches Haus hineinschauen zu dürfen. Möglich ist das im Heimatmuseum, einem original eingerichteten alten Friesenhaus. Gegen einen kleinen Eintritt kann man hier durch die Zeit reisen und sich ansehen, wie die Menschen bereits vor hunderten von Jahren unter Reet lebten.

Rantum schließlich, ein wenig südlicher als Keitum und Kampen, bietet einen gelungenen Mix aus historischen Reetdachhäusern und mit Reet gedeckten Neubauten. Denn auch wenn Reet hier nicht das vorgeschriebene Material zum Decken eines Daches ist, so ist es doch ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala, sodass ein sehr einheitliches Ortsbild entsteht.

Eine Kunst für sich

Ein Reetdach zu decken ist eine Kunst für sich. Daher gibt es gerade im norddeutschen Raum spezielle Reetdachdecker, die ausschließlich diese Dächer erstellen und reparieren. Auf drei verschiedene Arten kann man ein Reetdach herstellen: Die Dächer können geschraubt, genäht oder gebunden werden. In allen Fällen wird das Reet in geschnürten Bündeln geliefert, anschließend auf den Dachlatten verteilt und von den Profis so ausgerichtet, dass die unteren Reethalmenden eine schräge und einheitliche Fläche bilden. Unter großer Spannung durch die Bindung des Reets wird die sogenannte „Traufschicht“ auf dem Dach gehalten. Bindet oder schraubt man ein Reetdach, muss man einen Haltedraht auf eine ca. einen Meter breite und 10–20 cm starke Lagen bringen und das Reet anschließend durch einen geschraubten oder gebundenen Draht auf die Lage drücken. Danach klopfen die Dachdecker das Reet mit dem „Klopfbrett“ nach oben und in Form. Das macht man solange, bis das ganze Dach gedeckt ist. Wer sein Reetdach nähen lassen möchte, kommt zwar ohne Haltedraht aus, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass gerade das Nähen eines Reetdaches die wohl aufwändigste Methode ist.

Durchschnittlich hält ein Reetdach 30 bis 50 Jahre, einige wenige Dächer sind sogar über 100 Jahre alt geworden – das ist aber eher die Seltenheit. Ein Nachteil des Reets lässt sich nicht wegdiskutieren: Das strohige Material brennt einfach wesentlich schneller und ausdauernder als ein mit Pfannen oder Ziegeln gedecktes Dach. Um Brände zu vermeiden, darf man auf Sylt zum Beispiel in Kampen und anderen durch Reet dominierten Orten kein Feuerwerk zünden, auch nicht an Silvester. Denn brennt Reet einmal, dann ist es nur schwer zu stoppen. Erst Anfang August verdunkelten dicke Rauchschwaden den Himmel über Wennigstedt, als ein in L-Form gebautes Reetdachhaus in Flammen aufging. Rund 200 Feuerwehrleute und fast 24 Stunden Arbeit brauchte es, um den Brand unter Kontrolle zu kriegen und wenigstens einen Teil des alten Reetdachhauses zu retten. Ferienwohnungen und die halbe Dachetage brannten völlig aus und sind unbenutzbar, das Dach abgedeckt und den Elementen ausgesetzt. Der Schaden liegt in Millionenhöhe.

Damit einem das erspart bleibt, sollte man gerade bei einem Reetdach auf Brandschutz und einen guten Blitzableiter achten. Dann hat man lange Freude an seinem Reetdach, das doch auch irgendwie immer etwas von Urlaub hat.

Schöner spielen auf der Insel

Schöner spielen auf der Insel

Zugegeben, auf Sylt ist es relativ einfach, eine schöne Beschäftigung für die kleinsten Urlauber zu finden. Schließlich befindet sich der größte Sandkasten der Welt direkt vor der Wohnungstür. Doch gibt es eben nicht an jedem Strand die passenden Spielgeräte, die einen Besuch am Meer gerade für Kinder noch schöner werden lassen. Alles, was die zum Glücklich sein brauchen, bieten in der Regel die Sylter Spielplätze, die in so ziemlich jedem Ort der Insel vertreten sind. Ob nun Spielschiffe, große Buddelkästen, Schaukeln, Wipptiere, Rutschen oder andere spannende Spielgeräte – hier langweilen sich Kinder sicherlich nicht. Ein paar der schönen Sylter Spielplätze können Sie auf den folgenden Seiten kennen lernen, damit Sie beim nächsten Besuch ganz genau wissen, wo der Spaß zu Hause ist.

Der Spielplatz in Hörnum

In Hörnum erwartet Eltern und Kinder gerade bei schönem Wetter das absolute Non-Plus-Ultra. Denn hier stehen die Spielgeräte des großen Spielplatzes nicht etwa auf einer Wiese oder einem extra dafür abgegrenzten Areal. Nein, hier findet man den Spielplatz mitten auf dem Strand, direkt am Wasser. Geht man über die Promenade Richtung Hörnumer Odde, kann man den Spielplatz gar nicht verfehlen. Hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt. Hüpftiere laden zum ausgelassenen Wippen ein, auf einer feuerroten Rutsche geht es rasend schnell in den weichen Sand und wild herumhüpfen darf man auch noch. Denn neben dem eigentlichen Spielplatz befindet sich eine Trampolinanlage, auf der die Kinder ab einer bestimmten Altersgrenze nach Herzenslust springen dürfen. Allerdings muss man das Hüpf-Vergnügen bezahlen, und man darf immer nur eine bestimmte Zeit lang auf dem Trampolin springen – schließlich möchten die anderen Kinder ja auch noch hüpfen. Und dann wäre da ja noch diese riesige und pudrig weiche Sandkiste, der Hörnumer Strand. Dieser ist ideal für Eltern mit kleinen Kindern, denn er ist zum einen nicht allzu groß und tief und fällt zum anderen schön flach Richtung Wasser ab. So können die Kinder ganz gefahrlos buddeln und auch im flachen Wasser plantschen. Für den kleinen Hunger zwischendurch empfiehlt sich übrigens ein Besuch im Südkap. Leckere Pommes, Eis und vieles mehr runden einen Strandtag ab.

Der Spielplatz in Rantum

Auf einer Wiese in Rantum tut sich ein Kinderparadies auf, und das nur wenige Gehminuten vom Watt entfernt. Auf dem Spielplatz in der Nähe des kleines Supermarktes könnte es martitimer nicht zugehen. Schon am Eingang empfängt einen Neptun höchstpersönlich mit seinem Dreizack und achtet darauf, dass auf dem Spielplatz alles mit rechten Dingen zugeht. Neben Wipptieren und einer Schaukel gibt es natürlich den obligatorischen Sandkasten. Darüber hinaus lockt hier ein Holzschiff, mit welchem die Kleinen ganz schnell auf große Fahrt gehen können – das Meer ist ja nicht allzu weit weg. Auf das Schiff gelangt man unter anderem über ein Kletternetz oder ein dickes Schiffstau. Man muss also schon ein wenig geschickt sein, um mitfahren zu können. Für die Eltern gibt es alldieweil einen leckeren Kaffee To-Go aus dem Supermarkt.

Der Spielplatz im Südwäldchen

Gerade an heißen Tagen wünscht man sich auch auf Sylt gern einmal ein schattiges Plätzchen, an dem man in aller Ruhe entspannen kann. Sogar den Kleinsten ist es dann am Strand zu heiß, sodass das Spielen hier gar nicht so viel Spaß macht wie sonst. In Westerland liegt die Lösung für solche Tage mitten im Südwäldchen, genauer gesagt, in der Nähe des Campingplatzes. Geht man dort ein paar Meter in den Wald hinein, kommt man zunächst an einem verwunschenen See entlang, auf dem sich zumeist viele Enten tummeln und auf das eine oder andere Häppchen warten. Ein paar Meter weiter eröffnet sich ein Spiele-Paradies. Umgeben von Bäumen, mit vielen schattigen Ecken liegt hier ein großer Spielplatz mit allerlei Vergnügungsmöglichkeiten für kleine Sylt-Urlauber. Klettermaxe sind an einer kleinen Kletterwand oder im großen Kletternetz bestens aufgehoben. Natürlich kann man hier auch schaukeln, und Rutschen gibt es gleich zwei. Eine Röhrenrutsche, zu der man nur kletternder Weise gelangt, und eine kleinere rote Rutsche, die auch für kleinere Kinder bestens geeignet ist. Außerdem kann der Spielplatz im Südwäldchen mit einer eigenen Eisenbahn punkten. Mit vielen Wagons ausgestattet steht sie auf dem Spielplatz und wartet auf Fahrgäste, die eine schöne Reise mit der Bahn unternehmen möchten. Der ganze Spielplatz ist mit Sand ausgelegt, sodass die Kinder hier auch so viele Burgen bauen können wie sie möchten. Und während die Kleinen spielen, können die Eltern im Sand oder auf der Bank entspannen. Tipp: Krönen Sie den Spielplatztag doch mit einem schönen Picknick im Schatten. Einfach eine Decke und ein paar Leckereien eingepackt und fertig. Zudem kann man sich bei einem Picknick im Südwäldchen sicher sein, dass einem hier sicherlich keine Möwe das Essen wieder streitig macht.

Das Spielschiff auf der Promenade

Den Horizont immer vor Augen und die weite Fahrt noch vor sich – wie ein echter Seemann können sich die Kinder fühlen, wenn sie auf dem Spielplatz an der Westerländer Promenade herumtollen. Der bietet wirklich alles, was zu einer großen Kaperfahrt gehört: Ein großes Holzschiff, von dem man mit einer Rutschstange wieder herunterflitzen kann und einen rot-weißen Leuchtturm, in dem man endlich einmal der Leuchtturmwärter sein darf. Darüber hinaus locken zahlreiche Klettermöglichkeiten, bei denen man schon ein wenig Gleichgewichtssinn beweisen muss. So kann man zum Beispiel über ein dickes Tau aufs Schiff balancieren oder in einem grobmaschigen Netz herumklettern. Gemütlich ist es in der Nestschaukel, wenn die sanft auf und ab schwingt, während einem der Nordsee-Wind um die Nase weht. Nur wenige Gehminuten entfernt findet man übrigens noch eine Bungee-Jump-Anlage, auf der die Kinder gegen ein kleines Endgeld einige Minuten lang in die Höhe hüpfen können und dabei eine tolle Aussicht auf die Nordsee genießen. Da sich der Spielplatz direkt an der Promenade und auf gleicher Höhe mit der Sylter Welle befindet, ist auch der kleine Hunger kein Problem. Bistros und Restaurant sind zahlreich und fußläufig zu erreichen. Nach dem Toben kann man schließlich noch einen gemeinsamen Strandspaziergang unternehmen und den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Action-Paradies in Wenningstedt

Direkt an der Promenade, gleich hinter Jünnes Düne findet man in Wenningstedt die Fun-Arena. Und die macht ihrem Namen alle Ehre. So kann man gemeinsam mit anderen eine Runde Beach-Soccer spielen, was besonders in den Sommermonaten Spaß macht, wenn viele Kinder ihren Urlaub in Wenningstedt verbringen. Hoch hinaus geht es auf der Trampolin-Anlage, auf der man ab einem bestimmten Alter wild herum hüpfen darf. Zudem bietet die Anlage eine wellenförmig angelegte Bahn, auf der man prima fahren kann. Egal ob Roller, Skateboard, Inliner oder anderes – das Herumflitzen macht hier eine Riesenfreude. Bekommt man während des Spiels einmal Appetit, ist auch das kein Problem. Schließlich liegen Jünnes Düne und das Twisters gleich nebenan und bieten viele kleine und große Snacks. Besonders empfehlenswert: Kommt man an einem sonnigen Abend hierher, können die Kleinen sich richtig austoben, während die Eltern mit einem Gläschen Wein den Sonnenuntergang über dem Meer genießen.

Puken in Keitum

Mitten in Keitum gibt es seit ein paar Jahren einen wirklich tollen Spielplatz, den es sich sogar anzuschauen lohnt, wenn man gar keine Kinder hat. Denn er hat neben den vielen tollen Spielgeräten auch einen künstlerischen Wert. Der Puken-Platz trägt seinen Namen nicht umsonst: An jeder Ecke und sogar schon auf dem Eingangstor findet man die kleinen koboldartigen Hausgeister, die der Sage nach in jedem Friesenhaus leben und eigentlich ganz friedlich sind. Künstler haben die Hausgeister auf dem Puken-Platz lebendig werden lassen. Aus grobem Holz wurden die Kobolde gehauen und wirken durch die liebevolle Bearbeitung sehr lebendig. Doch da die Sagengestalten wie erwähnt friedlich sind, muss man sich keine Sorgen machen und kann den Tag auf dem noch recht neuen Spielplatz einfach genießen. Auf die Kinder warten natürlich die Klassiker Rutsche, Schaukel und Wipptiere sowie viel Sand zum Buddeln und Bauen. Zusätzlich gibt es aber auch einen Spielturm mit vielen Klettermöglichkeiten und sogar einer eigenen Kletterwand, die es zu erklimmen gilt. Empfehlenswert ist der Puken-Platz auch an heißeren Tagen, denn viele Bäume, die den Spielplatz umgeben, spenden hier kühlen Schatten. Und wenn man vom vielen Toben müde geworden ist, gibt es noch ein riesiges Soft-Eis aus der nahe gelegenen Eisdiele.

Sylter Geschichte Teil III : Die Zeit nach 1945

Sylter Geschichte Teil III : Die Zeit nach 1945

Die Reislust der Deutschen zeigte sich auch am architektonischen Gesicht der Insel. Es wurden viele neue Hotels gebaut und Westerland erhielt seine typische Promenade, die vor allem durch die drei großen Wohnblöcke und das Kurzentrum geprägt ist. Das kann man mögen oder nicht, Fakt ist, dass so viele Gäste gleichzeitig Urlaub auf der Insel machen konnten und so den Tourismus stark ankurbelten. Viele Besucher verursachten natürlich auch viel Verkehr, sodass die einst ruhige Insel Maßnahmen zur Beruhigung ergreifen musste. In dieser Zeit entstand zum Beispiel die Fußgängerzone entlang der Friedrichstraße und es gab ein striktes Nachtfahrverbot in Westerland.

Während der Tourismus immer mehr an Bedeutung gewann, verloren Landwirtschaft und Seefahrt immer mehr davon. Beide Bereiche warfen einfach nicht mehr genug ab, und viele Sylter sprangen lieber auf den Tourismus-Zug auf, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Wie gut das Geschäft mit den Besuchern funktionierte, zeigen Zahlen aus den 70er Jahren: 1974 zählt Sylt ganze 100.000 Badegäste. Was heute nach Peanuts klingt, war damals eine echte Sensation und ein großartiger Erfolg für die Nordseeinsel.

Um weiterhin gut von den Gästen leben zu können, müssen sich de Sylter jedoch etwas einfallen lassen, damit ihre Insel gut geschützt ist. Das zeigt sich unter anderem 1976, als eine schwere Sturmflut Teile der Insel mit sich reißt und zu Inselabbrüchen führt. Nachdem es bereits 1972 die erste Sandvorspülung gab, werden die groß angelegten Projekte nun zu einer jährlich wiederkehrenden Regelmäßigkeit, die den Landverlust langfristig aufhalten soll. Bei aller Sorgfalt können die Sylter jedoch nicht verhindern, dass ihnen Sturmfluten in den Jahren 1981 und 1990 noch einmal Teile ihrer Insel entreißen. Einen großen Schritt in Richtung Naturschutz unternimmt das Land Schleswig-Holstein im Jahr 1985, als es das Wattenmeer entgegen aller Proteste zum Naturschutzgebiet erklärt. Ein Schritt, der sicherlich einer der besten war, bedenkt man einmal, wie viele einzigartige Lebensformen im Wattenmeer ihre Heimat haben

Sylt ist schützenswert

Im Laufe der nächsten Jahre entdecken immer mehr Menschen die Insel Sylt als beliebtes Reiseziel, und schon 1997 kann sich die Tourismuszentrale über 650.000 Gäste freuen. Bis heute sind es selbstredend weit mehr geworden. Mit den steigenden Besucherzahlen kam allerdings auch die steigende Verantwortung für Natur und Umwelt. In den letzten Jahrzehnten gab und gibt es immer mehr Bestrebungen, Sylt in seiner Form zu erhalten und die Naturschutzgebiete zu sichern. So werden die Strände regelmäßig von Müll befreit und gezielte Aktionen wie „Bye bye Plastik“ regen den Umweltschutz aktiv an. Am Ende gebietet es allein der gesunde Menschenverstand, dass man die Natur der Insel respektiert und schützt, schließlich wollen wir noch lange etwas von unserer Lieblingsinsel haben, und was man liebt, das pflegt man auch.

Und die Zukunft? Nun, die hält für Sylt sicherlich neue Herausforderungen bereit. Da wären zum Beispiel der Spagat zwischen Profit und bezahlbarem Lebensraum, das Schaffen von Wohnraum für Sylter, die gern auf ihrer Insel bleiben möchten oder die Vereinheitlichung der Verwaltung. Auch Natur- und Umweltschutz werden ein großes Thema bleiben.

Es bleibt spannend auf der schönsten Insel der Welt, und wir freuen uns auf alles, was da noch kommen mag.

Hölzerne Zeitzeugen

Hölzerne Zeitzeugen

Jeder kennt sie, die Holzpfähle, die in regelmäßigen Abständen an den Stränden zu finden sind und die eigentlich Schutz vor Sturmfluten und Landabtragung bringen sollten. Buhnen sind seit 150 Jahren ein fester Bestandteil des aktiven Küstenschutzes, doch nun soll es den letzten verbliebenen Exemplaren an den Kragen gehen.

Bis zu neun Meter tief sitzen die Bauwerke aus Holz, Eisen und Stahlbeton im Watt. Ursprünglich sollten sich die Wellen an den Buhnen brechen, sodass die Strömungen, die parallel zum Ufer parallel verlaufen, vom Strand abgehalten werden. Geplant war einst, dass die Buhnen dabei helfen, durch den zwischen ihnen angestauten Sand zur Landgewinnung beizutragen, sondern eher das Gegenteil bewirken und zudem eine negative Wirkung auf die Strömung das Ökosystem des Meeres haben. Mittlerweile hat man sich für alljährliche Sandvorspülungen entschieden, die positivere Ergebnisse erzielen.

Was die Buhnen nicht mehr an Schutz bieten, bergen sie in punkto Verletzungsrisiko. Sie rosten, verwittern, bekommen scharfe Kanten und haben schon so manche Wunde verursacht. Daher möchte der Landesbetrieb Küstenschutz in den anstehenden fünf Winterhalbjahren 84 Buhnen auf Sylt entfernen.

Der Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN.SH) präsentierte jüngst beim Sylter Landschaftszweckverband (LZV) Pläne, die zeigen, wie man die mittlerweile unerwünschten Buhnen bis 2024 zurückbauen könnte. Jetzt müssen die Ausschreibungen laufen. Losgehen sollte es in diesem Winter mit einer Steinbuhne am Kampener Oststrand, drei aus Holz bestehenden Kastenbuhnen am Klappholttal und zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen. Kommendes Jahr stehen dann zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen und neun Kastenbuhnen sowie lose Steinschüttungen zwischen Westerland und Rantum auf dem Plan.

Im Winter 2021/22 wollen die Verantwortlichen sechs Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen, neun Kastenbuhnen zwischen Westerland und Rantum und drei Betonpfahlbuhnen am Hörnumer Oststrand entfernen. Es folgen zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen und neun Kastenbuhnen zwischen Westerland und Rantum im Winter 2022/23 sowie vier Asphaltbuhnen vor Westerland, die 2023/24 aus dem Boden geholt werden sollen. Das Schlusslicht bilden zehn Steinbuhnen am Lister Oststrand. Durch aktuelle Diskussionen könnten sich die Arbeiten allerdings um einiges verzögern.

Rund 20.000 Euro pro Buhne werden fällig, so kalkuliert der Landesbetrieb aktuell. Dann kämen auf Sylt Kosten von insgesamt 1,6 Millionen Euro, die teils von den Inselgemeinden über den Landschaftszweckverband getragen werden. Nach Sylt sollen auch Amrum und Föhr von 31 bzw. 11 Buhnen befreit werden.

Noch diskutieren die Sylter Bürgermeister, ob man nicht einige Holzbuhnen belassen sollte. Zum Einen, weil sie ein bei Touristen beliebtes Fotomotiv sind, zum Anderen, weil die Buhnen einen kulturhistorischen Wert haben. In Westerland und Rantum sollen nach aktuellem Stand je zwei Buhnen bestehen bleiben, sozusagen als Teil der Sylter Kulturgeschichte. Das hat zumindest der Umwelt-, Küstenschutz- und Verkehrsausschuss Anfang August beschlossen. Allerdings muss der Ortsbeirat Rantum noch zustimmen.

Bleiben die vier auserkorenen Buhnen stehen, gehen sie in die Verantwortung der Gemeinde Sylt über. Die muss sich dann um die Verkehrssicherung und Unterhaltung kümmern – wie hoch diese Kosten sein werden, weiß man aktuell noch nicht. Und bei aller Schönheit sind eben auch die oftmals spitzen Holzbuhnen ein echtes Risiko.

Wie vielen der Buhnen am Ende das Aus droht, ist also noch längst nicht beschlossene Sache.

Sylter Geschichte Teil II: Die Insel zwischen den Kriegen

Sylter Geschichte Teil II: Die Insel zwischen den Kriegen

Im Jahre 1769 ergab eine Volkszählung, dass aktuell 2.814 Einwohner auf Sylt lebten. Die Zeit des Walfangs geht zu Ende, und die Sylter entdecken eine andere Einnahmequelle, von der sie bis heute zehren sollten: den Tourismus. Bereits 1855 wird Westerland zum Seebad ernannt, und 1908 sollten bereits 25.000 Badegäste auf die Insel kommen. Zuvor muss jedoch noch erwähnt werden, dass Sylt nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1866 an Preußen überging und gänzlich in die Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert wurde.

Mit dem Zug auf die Insel

Durch den Tourismus und die Ernennung Westerlands zum Seebad bekommt der einst kleine Ort eine wichtige Bedeutung für Sylt und löst schließlich das wohlhabende Keitum als Hauptort der Insel ab. Den Ersten Weltkrieg überstand Sylt relativ unbeschadet, so dass man die immer noch einzige direkte Landverbindung, den Hindenburgdamm 1927 fertig stellen konnte. Auf 11 Kilometern wurde man damals und wird man heute per Zug auf die Insel gebracht. Benannt ist der Damm nach Reichspräsident Paul von Hindenburg. Zunächst fuhr die Marschbahn über den Damm, heute verkehren hier Personen- und Autozüge.

Dunkle Zeiten

Nicht entziehen konnte sich Sylt der dunklen Zeit zwischen 1933 und 1945. Auch die Nazis entdeckten das Eiland für sich und verbrachten dort ihre freie Zeit. Bis heute kann man am südwestlichen Ortsrand von Wenningstedt das ehemalige Haus von Hermann Göring sehen, welches immer noch unverändert an der Küstenlinie steht. Leider ließen sich auch viele Inselbewohner von der faschistischen Ideologie einfangen, und schon bald musste man an Hotels und Gaststätten Begriffe wie „judenfrei” lesen, die klar machten, welches Gedankengut hier vorherrschte. Es dauerte nur wenige Jahre, bis man auch in Westerland und anderen Orten Hakenkreuzflaggen sah. Ein echtes Kleinod weltoffener und kritischer Gesinnung blieb in dieser Zeit Kampen, welches seit jeher Künstler und Freigeister anzieht. So trafen sich während der Naziherrschaft immer wieder Regime-Kritiker im Haus „Kliffende” in der Kampener Heide (s. Beitragsbild). Ein gutes Beispiel für Widerstand ist in diesem Zusammenhang die Pensionswirtin Clara Tiedemann: Sie interessierte der Aufmarsch der SA herzlich wenig, und eine Hakenkreuzflagge suchte man in ihrem Garten selbst bei diesen offiziellen Anlässen vergebens. Hätten mehr Menschen ein solches Rückgrat besessen, es wäre der Menschheit vieles erspart geblieben.

1938 entstand das Rantum-Beckens in seiner heutigen Form durch den RAD (Reichsarbeitsdienst). Dienen sollte es damals als tidenunabhängiger Wasserflugplatz. Als es schließlich fertig war, stuften die Verantwortlichen es als nicht mehr kriegswichtig ein – erhalten blieb es trotzdem. Heute ist das Rantum-Becken ein großes Naturschutzgebiet. Insgesamt blieb Sylt von kriegerischen Handlungen einigermaßen verschont, obgleich sich die Nazis mit großen Bunkeranlagen und schweren Geschützen in den Dünen vom „Ellenbogen” bis nach Hörnum vor einem möglichen Einmarsch gegnerischer Armeen über die Nordsee absicherten. Die ersten Bomben jedoch, die auf deutschen Boden trafen, taten dies in Hörnum.

Vertriebene auf Sylt

1945 schließlich war der Spuk endlich vorbei, die Nazis kapitulierten widerstandslos und Deutschland war befreit von der tyrannischen Herrschaft der NSDAP. Nun kamen zahlreiche Flüchtlinge nach Sylt, die zunächst in Lagern untergebracht wurden. Nach und nach fanden viele der Vertriebenen Arbeit auf der Insel, und so findet man bis heute den einen oder anderen ostpreußische Familiennamen auf Sylt. Kurzzeitig lebte auch eine Gruppe Helgoländer auf Sylt, die nach Kriegsende von ihrer zur Sperrzone erklärten Insel fliehen mussten. Jedoch kehrten die Helgoländer nach der Freigabe ihrer Insel wieder dorthin zurück.

Nach und nach erholte sich Sylt wie ganz Deutschland von der Schreckensherrschaft, und man ging wieder zum Tagesgeschäft über. Vor allem der Tourismus boomte, denn in den 50er und 60er Jahren wollten die Deutschen vor allem eines – reisen.

Nächstes Mal: Reiselust und Meeresrauschen – die Zeit nach 1950