Die Reislust der Deutschen zeigte sich auch am architektonischen Gesicht der Insel. Es wurden viele neue Hotels gebaut und Westerland erhielt seine typische Promenade, die vor allem durch die drei großen Wohnblöcke und das Kurzentrum geprägt ist. Das kann man mögen oder nicht, Fakt ist, dass so viele Gäste gleichzeitig Urlaub auf der Insel machen konnten und so den Tourismus stark ankurbelten. Viele Besucher verursachten natürlich auch viel Verkehr, sodass die einst ruhige Insel Maßnahmen zur Beruhigung ergreifen musste. In dieser Zeit entstand zum Beispiel die Fußgängerzone entlang der Friedrichstraße und es gab ein striktes Nachtfahrverbot in Westerland.

Während der Tourismus immer mehr an Bedeutung gewann, verloren Landwirtschaft und Seefahrt immer mehr davon. Beide Bereiche warfen einfach nicht mehr genug ab, und viele Sylter sprangen lieber auf den Tourismus-Zug auf, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Wie gut das Geschäft mit den Besuchern funktionierte, zeigen Zahlen aus den 70er Jahren: 1974 zählt Sylt ganze 100.000 Badegäste. Was heute nach Peanuts klingt, war damals eine echte Sensation und ein großartiger Erfolg für die Nordseeinsel.

Um weiterhin gut von den Gästen leben zu können, müssen sich de Sylter jedoch etwas einfallen lassen, damit ihre Insel gut geschützt ist. Das zeigt sich unter anderem 1976, als eine schwere Sturmflut Teile der Insel mit sich reißt und zu Inselabbrüchen führt. Nachdem es bereits 1972 die erste Sandvorspülung gab, werden die groß angelegten Projekte nun zu einer jährlich wiederkehrenden Regelmäßigkeit, die den Landverlust langfristig aufhalten soll. Bei aller Sorgfalt können die Sylter jedoch nicht verhindern, dass ihnen Sturmfluten in den Jahren 1981 und 1990 noch einmal Teile ihrer Insel entreißen. Einen großen Schritt in Richtung Naturschutz unternimmt das Land Schleswig-Holstein im Jahr 1985, als es das Wattenmeer entgegen aller Proteste zum Naturschutzgebiet erklärt. Ein Schritt, der sicherlich einer der besten war, bedenkt man einmal, wie viele einzigartige Lebensformen im Wattenmeer ihre Heimat haben

Sylt ist schützenswert

Im Laufe der nächsten Jahre entdecken immer mehr Menschen die Insel Sylt als beliebtes Reiseziel, und schon 1997 kann sich die Tourismuszentrale über 650.000 Gäste freuen. Bis heute sind es selbstredend weit mehr geworden. Mit den steigenden Besucherzahlen kam allerdings auch die steigende Verantwortung für Natur und Umwelt. In den letzten Jahrzehnten gab und gibt es immer mehr Bestrebungen, Sylt in seiner Form zu erhalten und die Naturschutzgebiete zu sichern. So werden die Strände regelmäßig von Müll befreit und gezielte Aktionen wie „Bye bye Plastik“ regen den Umweltschutz aktiv an. Am Ende gebietet es allein der gesunde Menschenverstand, dass man die Natur der Insel respektiert und schützt, schließlich wollen wir noch lange etwas von unserer Lieblingsinsel haben, und was man liebt, das pflegt man auch.

Und die Zukunft? Nun, die hält für Sylt sicherlich neue Herausforderungen bereit. Da wären zum Beispiel der Spagat zwischen Profit und bezahlbarem Lebensraum, das Schaffen von Wohnraum für Sylter, die gern auf ihrer Insel bleiben möchten oder die Vereinheitlichung der Verwaltung. Auch Natur- und Umweltschutz werden ein großes Thema bleiben.

Es bleibt spannend auf der schönsten Insel der Welt, und wir freuen uns auf alles, was da noch kommen mag.