Die „Vogelkoje“ in Kampen kennt man heute vor allem als familienfreundliches Restaurant, in dem man gut speisen kann. Doch befindet sich das Restaurant auf geschichtsträchtigem Boden und trägt seinen Namen nicht umsonst, denn: Genau hier befindet sich eine historische Entenfanganlage, die 1767 nach holländischem Vorbild gestaltet und lange Zeit genutzt wurde.

Eine Idee aus den Niederlanden

Es mag uns in heutiger Zeit ein wenig rau erscheinen, aber damals hatte man schlicht keine große Wahl. Irgendwo mussten die warmen Mahlzeiten schließlich herkommen. Also schaute man sich das System bei den Holländern ab und erbaute seine eigene Sylter Entenfanganlage. Das Prinzip ist einfach erklärt. Enten schwimmen und starten meist und am liebsten gegen den Wind, was man beim Bau der Anlage selbstverständlich berücksichtige. Es wurden Kanäle angelegt, die mit immer schmaler werdenden Netzen überzogen waren, sodass die Enten am Ende keinen Ausweg mehr hatten.

Nun richtete man Lockenten ab, die an den Menschen und vor allem an Gerstenfutter gewöhnt waren und setzte diese auf einem an die Kanäle angeschlossenen Süßwassersee aus. Wo die einen Enten sich wohl fühlen, fühlen sich auch die anderen wohl – dachten wahrscheinlich zumindest die Wildenten, die schließlich auf dem vermeintlich sicheren Teich bei den Lockenten landeten und denen auch brav in die Fangkanäle folgten. Allerdings bogen die Lockenten irgendwann scharf ab, weil dort das Gerstenfutter wartete. Die Wildenten hingegen landeten direkt im schmalsten Teil des Kanals und somit auch beim Kojenwärter, der die fette Beute einsackte.Bis 1913 war die Vogelkoje in Kampen aktiv und sorgte jährlich für rund 25.000 Enten-Mahlzeiten. Insgesamt landeten zwischen 1767 und 1921 ganze 695.957 Enten in der Falle.

Das Ende des Enten-Fangens

1935 wurde die Vogelkoje unter Naturschutz gestellt und vorbei war es mit dem Entenfang. Heute kann man im Naturschutzgebiet viel über die damalige Zeit und den damit verbundenen Entenfang erfahren. Entlang eines Naturlehrpfads geht es durch den ältesten Erlenbruchwald der Insel, der immer wieder einen tollen Blick über das Wattenmeer gewährt. Auch gibt es viele unterhaltsame Überlieferungen darüber, wer eigentlich die ganzen Enten gegessen hat – immerhin kamen einst 25.000 Wildenten im Jahr auf rund 2.500 Einwohner. Bei Führungen kann man die historische Anlage und das Naturschutzgebiet gut erkunden.

Zudem hat man die Gelegenheit, viele Tier- und Pflanzenarten zu entdecken, die mittlerweile im Naturschutzgebiet leben. Die tragen bisweilen recht seltsame Namen, heißen zum Beispiel „Je länger je lieber“, „Giftige Schönheit“ und die „Königin des Dünentals“. Auch gibt es hier den Königsfarn. Der Naturlehrpfad ist auch für kleine Gäste eine tolle Abwechslung, denn hier gibt es viele Mitmach-Stationen oder eine Entenralley. Erholen und entspannen kann man sich nach dem Spaziergang auf dem Deich mit Wattblick. Am Ende locken noch zwei Ausstellungsräume in den ehemaligen Kojenhäusern, die über Kultur und Natur der Insel Sylt informieren.