Auch vor Sylts Küste findet man einen Teil des Weltnaturerbes Wattenmeer, welches sich stets von einer anderen Seite präsentiert und unter schneller Veränderung steht. Die Landschaft ist eine der vielseitigsten, die Deutschland zu bieten hat, und sie fasziniert den Menschen seit jeher.

Viele Jahrtausende hatte das Wattenmeer Zeit, sich zu seiner heutigen Form zu entwickeln. Verantwortlich sind dafür unter anderem die Gezeiten, die den Meeresboden alle sechs Stunden überspülen und auch wieder freilegen. Doch auch, wenn es bereits tausende von Jahren existiert, ist das Wattenmeer im Vergleich mit anderen Landschaften noch recht „jung“. Vor rund 7000 Jahren entstand das Weltnaturerbe Wattenmeer nach der letzten Eiszeit. Bis heute ist es einem ständigen Wandel unterlegen, sodass man immer noch Landschaften in allen möglichen Entwicklungsstadien finden kann.

Pflanzen und Tiere stehen im Wattenmeer gerade ob der sich mehrmals am Tag ändernden Bedingungen vor einer besonderen Herausforderung. Wer hier überleben kann, sowohl dem salzigen Meer als auch dem Freiliegen bei Ebbe trotzen kann, der ist wirklich hart im Nehmen. Über die Jahrtausende hat sich im Wattenmeer eine außergewöhnliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren angesiedelt, die hier ihre Jungen groß ziehen oder während einer langen Reise eine Rast einlegen. Zudem ziehen in den schützenden Gräsern über 100.000 Brutpaare jährlich ihre Jungen groß.

Paradies für Tiere

Rasten – das ist zum Beispiel das Begehr der etwa zehn bis zwölf Millionen Zugvögel, die jedes Jahr auf ihrer Reise in den und aus dem Süden halt im Wattenmeer machen. Vor allem in den ans Watt angrenzenden Salzwiesen findet man die teils riesigen Schwärme dann und kann diese besonders gut beobachten. Zum Beispiel in den Wiesen hinter Kampen oder Keitum, aber auch am Ellenbogen. Insgesamt tummeln sich im und rund um das Wattenmeer rund 10.000 verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Dazu kommen ca. 1800 verschiedene Insekten- und Spinnenarten, die vor allem in den Salzwiesen leben.

Wer es auf die Weltnaturerbe-Liste der UNESCO geschafft hat, der erfüllt bestimmte Bedingungen bezüglich seiner Naturwerte, Einzigartigkeit und dem Schutz, der dem Gebiet zuteil wird. Die großen Nationalparks am Wattenmeer erfüllen all diese Bedingungen bestens. Unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ achten die Experten darauf, dass die Natur hier in aller Ruhe ihren Lauf nehmen kann. Neben dem eigentlichen Watt gehören auch Salzwiesen, Dünen, Strände, Ästuare oder Geestkliffs zum Weltnaturerbe Wattenmeer. Das Watt selbst ist eine echte „Großstadt“, denn hier krabbeln, kreuchen und fleuchen auf einem Quadratmeter Wattboden rund Millionen Kieselalgen, Tausende von kleinsten Krebsen sowie unzählige Muscheln, Schnecken und Würmer. Die Salzwiesen bieten vor allem vielen Pflanzen, etwa. 50 Vogelarten und auch fast 2000 Insektenarten ein Zuhause. Manche der in den Salzwiesen lebenden Arten gibt es nirgendwo anders auf der Welt.

Die Macht der Gezeiten

Die Nordsee selbst beeindruckt vor allem durch ihre immense Kraft, auch wenn sie eigentlich nur ein Zehntausendstel des Weltozeanwassers ausmacht. Das spüren auch die Küstenbewohner, die seit vielen hundert Jahren versuchen, der See Einhalt zu gebieten. Auf Sylt zeugen davon unter anderem die mittlerweile als nutzlos erkannten tonnenschweren Tetrapoden, uralte Buhnen und natürlich die vielen Deiche und Dünenbereiche. Und steht man einmal bei tosendem Wind am Sylter Strand und spürt die Kraft der See und des Windes ganz ungefiltert, dann kann man bestens nachvollziehen, wieso die Menschen alles nur Erdenkliche versuchen, um sich und ihr Hab und Gut für der Nordsee zu schützen.

So ist sie die Nordsee mit ihren Gezeiten – wunderschön, atemberaubend, aber auch heimtückisch und gefährlich.