Jeder kennt sie, die Holzpfähle, die in regelmäßigen Abständen an den Stränden zu finden sind und die eigentlich Schutz vor Sturmfluten und Landabtragung bringen sollten. Buhnen sind seit 150 Jahren ein fester Bestandteil des aktiven Küstenschutzes, doch nun soll es den letzten verbliebenen Exemplaren an den Kragen gehen.
Bis zu neun Meter tief sitzen die Bauwerke aus Holz, Eisen und Stahlbeton im Watt. Ursprünglich sollten sich die Wellen an den Buhnen brechen, sodass die Strömungen, die parallel zum Ufer parallel verlaufen, vom Strand abgehalten werden. Geplant war einst, dass die Buhnen dabei helfen, durch den zwischen ihnen angestauten Sand zur Landgewinnung beizutragen, sondern eher das Gegenteil bewirken und zudem eine negative Wirkung auf die Strömung das Ökosystem des Meeres haben. Mittlerweile hat man sich für alljährliche Sandvorspülungen entschieden, die positivere Ergebnisse erzielen.
Was die Buhnen nicht mehr an Schutz bieten, bergen sie in punkto Verletzungsrisiko. Sie rosten, verwittern, bekommen scharfe Kanten und haben schon so manche Wunde verursacht. Daher möchte der Landesbetrieb Küstenschutz in den anstehenden fünf Winterhalbjahren 84 Buhnen auf Sylt entfernen.
Der Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN.SH) präsentierte jüngst beim Sylter Landschaftszweckverband (LZV) Pläne, die zeigen, wie man die mittlerweile unerwünschten Buhnen bis 2024 zurückbauen könnte. Jetzt müssen die Ausschreibungen laufen. Losgehen sollte es in diesem Winter mit einer Steinbuhne am Kampener Oststrand, drei aus Holz bestehenden Kastenbuhnen am Klappholttal und zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen. Kommendes Jahr stehen dann zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen und neun Kastenbuhnen sowie lose Steinschüttungen zwischen Westerland und Rantum auf dem Plan.
Im Winter 2021/22 wollen die Verantwortlichen sechs Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen, neun Kastenbuhnen zwischen Westerland und Rantum und drei Betonpfahlbuhnen am Hörnumer Oststrand entfernen. Es folgen zehn Betonpfahlbuhnen zwischen Westerland und Kampen und neun Kastenbuhnen zwischen Westerland und Rantum im Winter 2022/23 sowie vier Asphaltbuhnen vor Westerland, die 2023/24 aus dem Boden geholt werden sollen. Das Schlusslicht bilden zehn Steinbuhnen am Lister Oststrand. Durch aktuelle Diskussionen könnten sich die Arbeiten allerdings um einiges verzögern.
Rund 20.000 Euro pro Buhne werden fällig, so kalkuliert der Landesbetrieb aktuell. Dann kämen auf Sylt Kosten von insgesamt 1,6 Millionen Euro, die teils von den Inselgemeinden über den Landschaftszweckverband getragen werden. Nach Sylt sollen auch Amrum und Föhr von 31 bzw. 11 Buhnen befreit werden.
Noch diskutieren die Sylter Bürgermeister, ob man nicht einige Holzbuhnen belassen sollte. Zum Einen, weil sie ein bei Touristen beliebtes Fotomotiv sind, zum Anderen, weil die Buhnen einen kulturhistorischen Wert haben. In Westerland und Rantum sollen nach aktuellem Stand je zwei Buhnen bestehen bleiben, sozusagen als Teil der Sylter Kulturgeschichte. Das hat zumindest der Umwelt-, Küstenschutz- und Verkehrsausschuss Anfang August beschlossen. Allerdings muss der Ortsbeirat Rantum noch zustimmen.
Bleiben die vier auserkorenen Buhnen stehen, gehen sie in die Verantwortung der Gemeinde Sylt über. Die muss sich dann um die Verkehrssicherung und Unterhaltung kümmern – wie hoch diese Kosten sein werden, weiß man aktuell noch nicht. Und bei aller Schönheit sind eben auch die oftmals spitzen Holzbuhnen ein echtes Risiko.
Wie vielen der Buhnen am Ende das Aus droht, ist also noch längst nicht beschlossene Sache.
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