Viele, die an Sylt denken, die denken vor allem an das Insel-Image als Urlaubsort der Reichen und Schönen. Wer Sylt kennt, der weiß, dass das nicht mehr als ein abgegriffenes Vorurteil ist. Doch so ganz wird Sylt diesen Stempel eben nicht los. Das liegt unter anderem auch an Orten die dieser einen kleinen Straße in Kampen …

Gerade einmal 200 Meter ist die Straße lang, die im Volksmund auch „Whiskey-Meile“ genannt wird. Der „Strönwai“ steht wie kein anderes Eckchen auf Sylt für Promis, Partys, Jet-Set, Champagner und schicke Autos. Und zugegeben, er ist schon ein wenig mondän, der Strönwai, auf dem die einen einfach nur mal gucken möchten, es anderen aber eher ums Gesehen-Werden geht. Die sind es dann auch, die sich freuen wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum, wenn sie einen Parkplatz am Straßenrand ergattern, auf dem die neue Nobelkarosse noch besser zur Geltung kommt. Genau dieselben sind es auch, die später mit dem Champagnerglas in der Hand Luftküsschen hauchend im Rauchfang, dem Pony oder dem GoGärtchen einkehren.

Solche muss es eben auch geben, aber sie sind lange nicht mehr so präsent wie sie es einst waren. Sein Image bekam der Strönwai und mit ihm auch Sylt in den 60er Jahren, als Playboy Gunter Sachs und seine ebenso vermögenden Kumpels jeden Sommer in Kampen einfielen. Es wurden wilde und exzentrische Partys gefeiert, der Alkohol floss in Strömen, die Hemmungen fielen schnell. Am Strand tanzte man nackt ums Lagerfeuer und am Morgen kehrte man hinter einer großen Sonnenbrille verborgen wieder in die In-Lokale ein. Damals eben … heute ist der Strönwai und das an ihn grenzende Shopping-Viertel eher ein elegantes und schickes Einkaufszönchen, in dem auch jeder ganz „normale“ Mensch einen Kaffee trinken kann.

Natürlich muss, wer hier shoppen will, eine etwas größere Urlaubskasse haben, denn rund um den Strönwai reihen sich Boutiquen von namenhaften Marken wie Louis Vuitton, Burberry, Jil Sander, Joop, Chopard oder Tod’s aneinander. „Wühltisch – alle Schnäppchen 100 Euro“ kann man da schonmal beim Ausverkauf lesen. Gehört aber irgendwie auch dazu, und gucken kostet ja bekanntlich nichts.

Zudem muss man Kampen und seinem Strönwai auch einfach zu gute halten, dass man sich den dörflichen Charme bewahrt hat. Niedliche Reetdachhäuser stehen hier friedlich nebeneinander, und wer neu baut, der muss auch mit Reet decken. So finden sich auch die Geschäfte und Lokale in ebensolchen Reethäusern, was einem Besuch in denselben noch mehr Urlaubsflair verleiht.

Übrigens ist das Meer nur einen Katzensprung vom Strönwai entfernt. An der berühmten Uwe-Düne vorbei marschiert man durch die Heide und ist schnell am Strand, wo es wesentlich ruhiger zugeht als auf der wuseligen Einkaufsstraße – aber gucken möchte man eben schon einmal …